Fragil
Sicherheit und Stabilität gehören zu den absoluten Grundbedürfnissen jedes Menschen. Regeln, Gesetze, Verträge und nicht zuletzt Versicherungen sollen unser
Leben absichern und in geregelten Bahnen ablaufen lassen. Und doch schafft all dies nur eine scheinbare Sicherheit und gerade in Zeiten wie diesen müssen wir erkennen, dass alles um uns fragil
und zerbrechlich ist - bis hin zur Endlichkeit unseres eigenen Daseins.
Die Künstler*innen des Kunstforum Salzkammergut nähern sich in ihrer Gemeinschaftsausstellung im K-Hof Gmunden dem Thema auf verschiedenen Ebenen. Einerseits
zeigt sich die Fragilität in der Wahl der Materialien, wenn hauchdünner Draht zu subtilen Objekten gebogen wird oder zarte Linien auf Papier erscheinen. Andererseits setzen sich viele auch
inhaltlich mit der Zerbrechlichkeit auseinander. Alles rund um uns erscheint plötzlich gefährdet: von der Natur, die uns umgibt und durch die Klimakrise bedroht wird, über den Frieden in Europa,
der uns so gewiss und gefestigt erschien, unser Gesundheitssystem, das durch die Coronakrise an seine Grenzen geführt wurde, bis zu unseren menschlichen Beziehungen, die durch die
gesellschaftlichen Verwerfungen in Folge der Pandemie arge Risse erhielten. Nichts ist uns gewiss, gesicherte Werte geraten ins Wanken, alles fließt. Bei aller Sehnsucht nach Sicherheit berührt
uns jedoch gerade das Zarte und Zerbrechliche oft besonders. Zarte Strukturen können sich auch als stabiler erweisen als allzu große Festigkeit und nicht immer ist es ein Nachteil, zart besaitet
zu sein. Dieser Ambivalenz nachzuspüren, die im Schicksal der menschlichen Existenz grundgelegt ist, setzt sich die Ausstellung zum Ziel.
Text
Mag.a Angelika Doppelbauer MA
3.2022