Vernissage Lydia Waßner – Hauser  Pfarrhof Laurentius Weichstetten

 

Geschätzte Gäste! Liebe Lydia!

 

Unsere Künstlerin, Mag. Lydia Waßner Hauser wird schon in der Familie künstlerisch geprägt, im Gymnasium malt sie ihre ersten Bilder, sie studiert an der Kunstuni in Linz, es waren sehr produktive Jahre mit guten Professoren, sie weitet ihre künstlerische Tätigkeit von der Malerei auf Druckgrafik, Linolschnitte, Aqua Tinta, Lithografie und Radierung aus, bereist Europas Kunstszene verweilt in Florenz, Bologna, Zürich, Winterthur, München und Brüssel. 

 

2001 stellt sie im Stift Kremsmünster aus. 

Das Stift spielt eine wichtige Rolle in ihrem Künstlerleben. Die Familie wohnt zu diesem Zeitpunkt in Kremsmünster. Im Stift hatte sie ihr eigenes Atelier, es wurde für ein Refugium. Künstler brauchen den Rückzug, die schöpferische Ruhe. 

Seit 2015 lebt und arbeitet sie im alten  Försterhaus Sattl in Nusbach. Die Familie hat sich ein zu Hause geschaffen und und für Lydia das perfekte Atelier. Von dessen Fenstern  blickt man in eine unglaublich schöne Landschaft, ins Gebirge, auf  grüne Wiesen und die Ebene des Tales. Man schaut in eine überbordende Natur mit satten Farbtönen, die sich mit der Sonne immer wieder verändern. 

Ich dachte sofort an das Anwesen von Claude Monet in Giverny, das ich erst vor wenigen Wochen besucht habe. Sein Bauernhaus und der  große Garten wurde von der Akademie der schönen Künste in Paris wieder hergestellt, sie waren Lebensmittelpunkt für den Maler, seine inspirierende Kraftquelle. Monet hat an seinem Seerosenteicht gemalt und abwechselnd an verschiedenen Bildern gearbeitet, er war überzeugt, dass sich das Licht alle sieben Minuten verändert. 

Lydia hat in Nussbach ihr Giverny gefunden und sagte zu mir: Ich habe einen künstlerischen ab Hof Verkauf. 

Mein Kommemntar dazu: Das wird  funktionieren. Die Leute fahren in die abgelegensten Wirtshäuser, wenn das Essen gut ist.

 

Das Bildlicht – Über das Licht in der Malerei. 

Ich hatte in den vergangenen  Tagen das Vergnügen, ihre Diplomarbeit zu studieren. Diplomarbeiten erzählen viel über die Menschen, die sie geschrieben haben

Das Bildlicht spielt in Lydias Kunst eine zentrale Rolle.

„Ich bin der Überzeugung, dass das Bildlicht nur dann auftritt, wenn Farbe, Form und Kompositionin im Einklang sind. Wenn nichts mehr hinzugefügt werden muss und nichts mehr weggenommen werden darf. Erst dann kann das Licht seine volle Wirkung entfalten und es wird kein naturalistisches  in dem Sinn mehr sein, sondern das Gesehene wird sich mit dem Eigenlicht des Malers verbinden und zum Bildlicht werden.“

 

Lydias künstlerisches Werk umfasst die Malerei, Hochdruckarbeiten wie Linol oder Holzschnitte und natürlich die Glaskunst

Ihr OEuvre ist umfangreich.

In der Malerei hat sie schon einen beachtlichen Weg hinter sich.

Sie hat Bilder aus der Natur gemalt, sie hat sich intensiv mit dem Portrait auseinadergesetzt:

„Es geht mir nicht darum, vordergründige, fotografische Portraithaftigkeit darzustellen. Wichtig ist mir, das Wesen des mir gegenüber Sitzenden zu spüren und bildhaft umzusetzen Das Verborgene sichtbar machen. Ein Charakter- oder Seelenbild, wenn man so möchte.“

Ihre Attersee Bilder sieht sie als neue Herausforderung und nennt diese intuitive Malerei. Es sind stille Bilder, durchflutet von Licht mit Harmonie und Mystik.

 

Ihre Hochdruckarbeiten sind meist Linol- oder Holzschnitte. Die Arbeiten sind nur schwarz – weiß, sie verzichtet auf die Farbe und versteht es meisterhaft, ihre Themen mit wenigen Strichen schlagartig zu vermitteln. Minimalistische Kunst meist mit historischen Themen.

 

Ihre Glasarbeiten faszinieren. Die Glaskunst ist kompliziert, technisch sehr anspruchsvoll und verlangt neben der künstlerischen Kreativität ein hohes Maß an handwerklicher Geschicklichkeit. Licht ist der Höhepunkt der Glaskunst. Das Tageslicht und die Sonne bringen diese Werke zum Leuchten. Einige haben ja  die Gedenkstätte für Sternenkinder auf unserem Friedhof gesehen oder kennen ihren Heiligenzyklus vor der Kirche in St. Marien, der im Sonnenlicht  seine immer wieder wechselhafte Wirkung entfaltet. 

 

Irdisches und Himmlisches

Dem Pfarrhof Laurentius als Ausstellungsort  Tribut zollend, stehen spirituelle Themen im Vordergrund.„Irdisches und Himmlisches“ heißt diese Auswahl ihrer Bilder, die wir hier sehen. 

Im Foyer haben uns der himmlische Engel der Fülle, die durchaus irdische Kirche von Wartberg und das Glasbild mit der heiligen Familie begrüßt und ins Thema eingeführt. 

Hier im Pfarrsaal sehen wir sehr unterschiedliche Werke.

Das Bild Luna verbindet Mensch, Tier, Natur und Kosmos, 

Lydia geht es in ihrer Malerei auch um das Festhalten von speziellen Momenten. Auf diesem Bild ist es die Katze, die sich an den Menschen schmiegt, wenige Tage vor ihrem Verschwinden. 

 

Kraftort Rotmilan und die Botschaft stehen für die verbindende Kraft des Lichtes, dargestellt in den Lichtstrahlen, die das Bild dominieren. Ausgehend von der Natur sucht sie nach Wesenheiten, sie verbinden die Welten mit Lichtfäden, mit dezenter Farbigkeit und gekonnte Figuren abstrakt oder konkret. 

Heilende Hände, Sternengeschwister und Gnade sind  bewegende Bilder, die bei eingehender Betrachtung ihr Wesen erschließen.  

 

Die Ausstellung setzt sich fort im Gang mit dem Antlitz Jesu auf Leinwand  erinnernd an das Schweißtuch der Veronika mit dem reflektierten Gesicht. 

Im 1. Stock empfängt den Besucher der Auferstandene in der Nische. 

Hauptwerk ist er Engelszyklus.

Dieses große Bild zeigt auch die Bedeutung und die Zuordnung der Farben in ihrer Malerei.  Der Erzengel Michael in Blau, der Farbe des Schutzes und der Geborgenheit. Gabriel in türkis mit weißem Lichtstrahl als Engel der Verkündigung der frohen Botschaft, Rafael in Grün der Farbe des Heiles.

 

Die stille Malerei und Ihr Platz 

Wir haben einige Ausschnitte aus  einer umfangreichen Gesamtimpression genossen. 

Wie Lydia selber sagt, es ist ihre stille Malerei und sie schwimmt auch ein bisschen  gegen den Mainstream der Zeit in der Kunst.

Sie hat sich nicht um jeden Preis der abstrakten Malerei verschrieben. Eine mittelmäßiges Bild wird aber auch nicht besser, wenn es abstrakt ist. 

„Eine ehrlichere Art, sich auszudrücken und sein Inneres zur Schau zu stellen, wenn man seine Umgebung und die eigene Weltanschauung darstellt, gibt es doch gar nicht.“

Kunst wird heute nich nur vom Künstler geschaffen sondern auch gemacht von Galeristen, von gutem Marketing, von sozialkritischem Engagement  von mehr oder weniger kontrollierten Skandalen der Künstler.

Das ist nicht unbedingt Lydias Weg. Ihre Bilder explodieren nicht wie manche von Egon Schiele, sie irritieren nicht mit grellen Farben wie manche der Fauvisten.

„Den einfachen, ruhigen und schönen Dingen des Lebens Atem in Form von Licht und Farbe einzuhauchen, ihnen Form, Raum und Ordnung zu verleihen, sie im Bilde zum Leben zu erwecken, und vor allem, sie so darzustellen und umzusetzen, wie sie meiner Wahrnehmung und Wirklichkeit entsprechen – darin sehe ich meine Aufgabe und meinen  Platz in der Malerei des 21. Jahrhunderts.“

Diesem mutigen Glaubensbekenntnis ist nichts hinzuzufügen

Abschließend darf ich noch Pablo Picasso zitieren: „Es gibt keine alte oder neue Kunst, es gibt nur eine gute und eine schlechte.“

Ich bin überzeugt und sie werden mir recht geben, dass diese Bilder zur guten Kunst gehören.

Lydia, Ich danke dir für diese Ausstellung und erkläre sie für eröffnet

 

Dr. Ignaz Ömer

 

Weichstetten 3. August 2019.